Mittwoch, 8. Juni 2011

Socken stricken für Kinder!

Es gibt viele Hilfsprojekte im Netz. Jeder kann für Alles und Jeden etwas stricken. Mit mehr, oder weniger Sinn und Verstand. Leider steht aber oft die Hilfe als solche schon fast im Hintergrund. Hier bin ich auf ein Projekt gestoßen, bei dem sich niemand seine Lorbeeren zusammen sammeln kann und das dazu noch sehr viel Sinn macht. Socken, Handschuhe und Mützen stricken, oder häkeln für Innu Kinder in Labrador/Canada. Ich hab mal Esther gebeten, etwas darüber zu erzählen.

Mein Name ist Esther und ich wohne in Quebec und bin über ravelry an eine Gruppe Leute gekommen, die Sachen stricken für abgelegene Kommunen/Dörfer in Canada. Die dort wohnenden Leute sind die Ureinwohner dieses Kontinents, und in diesem speziellen Falle handelt es sich um subarktische Jäger und Sammler, die leider zwangsweise sesshaft gemacht wurden und damit begann das Elend dieser Leute. Rein theortisch haben diese Leute alles, was sie brauchen und es fliessen auch relativ hohe Summen Geld - aber das geht nicht auf Dauer und es reicht beiweitem trotzdem nicht und vor allem bringt es diesen Leuten das nicht zurück, was ihnen genommen wurde: Idendität und Selbstwertgefühl.
Und hier beginnt der Balanceakt, wo ich mitmache: helfen, ohne das Ganze als Wohltätigkeit zu deklarieren und zu versuchen, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.In den beiden Dörfern gibt es viele Kinder - pro Jahr etwa 50 Geburten, leider hohe Armut (wo sollen dort oben Arbeitsplätze herkommen) und Alkoholprobleme.
Geldspenden verlangen schon alle Organisationen, davon geht dann ein Teil wieder verloren und mir war wichtig, daß meine Spende direkt hilft und darum fand ich es toll, daß dort handgestricke Sachen verteilt werden. Die können nicht zu Geld gemacht werden, die kommen definitiv an Kinderfüsse oder wärmen bei unseren Wintern Mütter mit Kindern. Und 30 - 40 Grad Minus sind keine Seltenheit hier ;-) Dazu beginnen die Innu wieder mit Jagd und Fischen und sind oft Wochenlang im Spätherbst unterwegs im Freien. Was gibts da bessers, als warme Hände und Füsse!
Wir stricken also gezielt Socken, Handschuhe und Mützen (KEINE SCHALS!) für die Mütter und Kinder dort. Das ganze wird in Ottawa gesammelt und von dort über eine kleine Airline nach Norden gebracht, wo es dann von einer Sozialarbeiterin abgeholt und verteilt wird, in Schule, Hospital und bei einer Gruppe Mütter, die versucht, die alten Traditionen zu erhalten.

Wer will, darf gern mit stricken - bzw. sich an mich wenden, wenn er oder sie Fragen hat.
Weitere Infos gibt es in der ravelry - "Drachenwolle Gruppe" oder bei der ravelry-Gruppe “warm hands”.

Und hier noch ein kleiner Ausschnitt aus dem thread “Stricken für Innu-Kinder - 2. Runde "Drachenwoll Gruppe”:
Rückblick:
Die Aktion 2010 hat fast 300 Paar Socken und Mützen und Handschuhe etc ergeben (ich fass es bis heute nicht) und zu Weihnachten war alles in Gebrauch und verteilt.
Meine Kontaktadresse, über die diese Aktion läuft Ravelry Gruppe "Warm Hands", brachte dann auch die Neuigkeiten, der Band Counsil/ Gemeinderat hat abgestimmt und dann beschlossen: in jedes Haus kommt eine Waschmaschine.
Und so sind 2011 endlich die Familien in Sheshatshui/Labrador in der Lage, ihre Sachen im Haus zu waschen - und nein, ich weiss auch nicht, wie die bisher gewaschen haben und ich wills mir auch lieber nicht vorstellen.
Aber eins weiss ich: in der Kommune tut sich etwas! Und zwar gewaltig und in die richtige Richtung - meine ich. Die Leute wollen offensichtlich ihre Sachen waschen und damit länger haben und sie wollen das aus eigenem Antrieb - und nicht per Verordnung.
Leider heisst das noch nicht, sie bräuchten jetzt keine Hilfe mehr - aber mich ermutigt es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Und genau das soll die Aktion wieder sein, Hilfe zur Selbsthilfe und nicht einfach Verteilen von Wohltätigkeitsspenden.
Wer fragen hat, darf einfach mich anmailen.
Für alle, die wissen wollen, wie denn der Ort Sheshatshui aussieht hab ich endlich eine schöne Website gefunden: http://sheshatshiu.ca/
Dort gibts eine zwar nicht sehr neue, aber schöne Photo-Gallery unter “Innu-Nation” und unter “Innu-aimun” findet man mal Infos zur Sprache (war für mich sehr interessant).

Zu beachten: wer da mitmachen will, wird weder in die Zeitung kommen, noch vermutlich jemals ein direktes Dankeschön erhalten. Wir sind schon dankbar, daß diese Leute überhaupt Sachen von uns akzeptieren.
Aber eins weiss ich bei jeder Socke, die da hoch geht: sie wird ein Kind warmhalten und niemand wird an meiner Spende reich werden. Und eine Mutter wird dankbar sein.
Danke
Esther
Das ist doch eine wirklich schöne Sache. Menschen helfen, ohne wenn und aber. Wer jetzt fragt, "was geht uns Labrador an?", dem sei gesagt: Jeder Mensch sollte uns etwas angehen. Wir spenden nach Japan, Afrika und wer weiß wohin. Also kann es auch mal warme Füße in Canada geben. Esther hat noch einen sehr aufschlußreichen Satz geschrieben:

“Indianer/Eingebornen” hier das Problem der Canadier und leider leider, werden diese Leute von einem Grossteil der Leute grundlos gehasst und verachtet und deswegen auch die Kontaktscheue.
Und für die, die sich Gedanken über ihr Paketporto machen:

Die Aktion geht nur über Privatleute, die dort ihr Privatgeld, Zeit und sonstwas zusetzen, einfach nur der Hilfe wegen, kannst auch sagen, der Nächstenliebe wegen. Da gibts für niemand Sachen von der Steuer abzusetzen oder so - ich zahle 2 extra Koffer, um das mit rüberzukriegen und Anita packts dann zusammen und fährts zu einer mini-Airline, die das für uns umsonst da hochbringt und der Sozialarbeiter dort holt das auf eigene Kosten ab etc.
Und so wollen wir das auch beibehalten - KEINERLEI Hilfe, wie auch immer - von staatlichen Stellen oder so. Das bringt nix, damit wird das dann nur eine von vielen Organisationen, wo sich viele Leute gesundstossen und dumm und dämlich verdienen.
Ich fand es gut, daß man mal kein Geld will.
Vielen Dank, Esther für Deine Erklärung. Ich hoffe, wir finden noch sehr viele Menschen, die mithelfen. Also los Leute, alle an die Nadeln!
Wenn Jemand noch Fragen hat, oder nicht bei Ravelry angemeldet ist und das auch nicht möchte, der kann sich sehr gerne bei mir melden, ich gebe dann alles weiter. Eins ist noch wichtig: keine gebrauchten Sachen bitte. Der Grund sind die Einfuhrbestimmungen. Gesammelt wird hier in Deutschland bei'm Wolldrachen. Einsendeschluß ist der 30.07.2011. Wer mal gucken möchte, hier ist der Blog von "warm hands".


1 Kommentar:

Lisabeth hat gesagt…

ich bin shcon das zweite JAhr dabei und finde es echt toll!!!